Wo ist das Binnen-I? Oder Wider die hyperventilierende Schnappatmung

Obwohl ich als "Mann von Heute" und weitgehend auf der Höhe der Zeit  —  heißt: wohlwissend, dass eine monochromatische Trennung in ein biologisch-genetisch weibliches und männliches Geschlecht nicht mehr dem Zeitgeist entspricht und wohl "entnormalisiert" gehört  —  mit meiner Erbschuld als weißes, gesundes und heterosexuelles MitGlied der Spezies männlich-patriarchalischer Ausbeuter gendergerecht umzugehen versuche, verwende ich aus Gründen der Textökonomie und Lese-Ästhetik auf meiner gesamten Website keine genderkonformen Formulierungen wie "BesucherInnen" oder "LeserInnen". Von furchterregenden weil kognitiv widernatürlichen Stilformen wie "der/die Besucher/-innen", "der (die) Besucher(innen)" oder gar "das BesucherX" hüte ich mich ohnehin mit Schaudern. Diskriminiert es in unserer schönen neuen Welt bar jeder geschlechtergerechten Wirklichkeit letztendlich ja die anderen 58 (oder sind's mittlerweile schon mehr geworden?) jetzt endlich von den Sozialen Leitmedien aus ihrem Jahrtausende währenden Dornröschenschlaf befreiten Schwulen, Lesben, Bisexuellen, Transsexuellen, Intersexuellen, Asexuellen, Bsexuellen, Csexuellen und wie auch immer sonst schillernd disponierten Transgender-Wesen. Und wer steht schon gerne am Diskriminierungs-Pranger... ? Näh, das woll'n wir doch nicht.

Ich weise daher ausdrücklich darauf hin, dass alle in der (noch) verbreiteten männlichen Form niedergeschriebenen Aussagen und Formulierungen selbstverständlich auch dem von mir hoch geschätzten, in der Regel bedingungslos respektierten und oft bewunderten weiblichen Geschlecht gegenüber gelten. Das Weglassen gestelzter Genderspezifikas soll weder das biologisch-weibliche Geschlecht, noch die 58 (plus x) frei wählbaren Alternativen diskreditieren oder im soziologischen Sinne patriarchalisches Gedankengut indizieren.

Das so genannte "generische Maskulinum" ist seit jeher strikt geschlechtsneutral zu verstehen und hat sich wohl primär auf Grund seiner Kürze und besseren Lesbarkeit durchgesetzt. Bis vor wenigen Jahren war es selbstverständlich und unwidersprochen. Hier geht es um Sprache, nicht um biologische Orientierung, sexuelle Präferenzen oder individuell-gefühlte Aggregatszustände. Sprache dient sowohl in mündlicher als auch schriftlicher Form einzig und allein problemloser Verständigung, nicht der Durchsetzung partikulärer, rein ideologisch motivierter Interessen. Für eine Sache gilt: Benenne sie klar und deutlich, nicht ideologisch. Das ständige Betonung der Geschlechterdifferenz lenkt nur vom wesentlichen Textinhalt ab. Durch das erzwungene Gleichsetzen des grammatikalischen Genus mit dem Sexus (dem biologischen Geschlecht) in der Alltagssprache ist einer Frau (+58) in keinster Weise geholfen. Im Gegenteil: das gesamte biologisch-genetische Geschlecht Frau (+58) gibt sich der Lächerlichkeit und dem öffentlichem Spott preis. Sprache war immer ein Bereich, der sich basisdemokratisch weiterentwickelte: Was die Mehrheit der Sprechenden als richtig empfindet, wird als Regelfall angesehen. Wo immer im Laufe der Geschichte versucht wurde, in diesen Prozess "regulierend" einzugreifen, hatten wir es mit diktatorischen Regimen zu tun. Das staatstragende Prinzip "Demokratie" verbietet daher a priori sprachliche Zwangsmaßnahmen, wie sie derzeit überhand nehmen.

Betrachten Sie das als reine Einzelmeinung. Denn wer wäre ich, den eifrigen Bestrebungen zehntausender kämpferischer Sprachfeministinnen aus pseudo-wissenschaftlichen Pudelfächern wie Soziologie, Sozialpädagogik, Sozialphilosophie, Sozialtheologie, Sozialpsychologie, Sozialanthropologie, Sozialökonomie, Theaterpädagogik oder Gender Studies, der überwiegenden Mehrheit der "Normaldeutsch" sprechenden Staatsbürger ihren Willen zur systematischen Verzwitterung von Sprache und Gesellschaft aufzuzwingen und Geschlechtsunterschiede als sozial konstruierbar, anerzogen, antrainiert und veränderbar zu propagieren, mit Häme zu begegnen?

Sollten bis hierhin noch keine geschlechtsspezifischen Missverständnisse oder Ärgernisse aufgetreten sein, konsultieren Sie bitte die Gleichstellungsbeauftragte1) Ihres Vertrauens oder eine gleichwertig quotierte gesellschaftliche Leistungsträgerin der Gender-Mainstream-Industrie. Wenden Sie sich im Zweifelsfall an Ihren Ortsverein der Grünen und fragen nach Frau Bindestrich.

 

1) Eine gegenderte Person biologisch-genetisch femininen Hintergrunds.