Schlendern durch Venedig...

Venedig, Italien. Juni 2011.

Einsame Kellner

Den Vorwurf, dass sich Venedigs Gastronomie preislich im internationalen Spitzenfeld bewegt, kann ich als in Vorarlberg, Österreich, Lebender nur müde belächeln. Ich empfand es im Großen und Ganzen betrachtet sogar als eher preiswert, gemessen am so ufer- wie schamlosen heimischen Neppotismus. Wie sonst ließen sich, zum Beispiel, 4,80 € für 2 cl Liter Ramazotti*) in der Innenstadt Dornbirns oder Feldkirchs im Vergleich zu 2,50 -4 € für 5(!) cl desselben Gesöffs in Venedig erklären?

Venedigs "Piazza San Marco" (Tante Käthe nennt ihn "Markusplatz") hingegen erschien mir geradezu als marktwirtschaftliches Paradebeispiel — und am Rande erschütterte es durchaus auch etwas mein Weltbild. Ist der internationale Tourist womöglich doch nicht ganz so dumm, wie allgemein angenommen? Dort, bei den einzigen Sitzgelegenheiten weit und breit, wo blasierte Kellner für ihre Opferbereitschaft, ohne Sonnenschirm praller Sonneneinstrahlung ausgesetzt gierigen ausländischen Gästen wortkarg und unfreundlich 10,50 € für 0,3 Liter Bier oder 8,50 € für ein Gläschen Prosecco (ohne Trinkgeld!) abverlangen und ganze Familien des Tisches verweisen, sobald eines der Kinder auf dem weiß betischtuchten Grundstück eine mitgebrachte Eistüte zu verzehren wagt, hinkt die Nachfrage dem Angebot augenscheinlich wohl ziemlich hinterher.

Nun, wenn es Anstand und gesunder Menschenverstand nicht vermögen, regelt es am Ende die Marktwirtschaft...
 


*) 1 Ramazotti = Urlaubs-Referenzwährung